Rolle
/ Charakter Nersa
[Sopran] Ein Mädchen
aus dem Nomadenvolk Eine
junge Waise genannt Oceàna Vadar
(uno dei capi della tribù di Noat) [Bariton] (Einer der Häuptlinge des
Stammes der Noat) Hareb
[Bariton] Vadars
Bruder Init
(giovane dio del mare) [Tenor] (junger Meeresgott) Ers
[Bariton] Ein Meergeist Init's
Bote Uls
[Bass] Ein
Meergeist als alter Mann verkleidet dio
Mora Gott Mora
1.spirito
dell'acqua 1.Wassergeist 2.spirito
dell'acqua 2.Wassergeist Un
capo della tribù di Noat Ein Häuptling des Stammes der Noat fanciulla
Mädchen |
Hintergrund
/ BackgroundEntstehung:
"Oceàna"
war inspiriert von einem poetischen Eindruck, der mir und Silvio Benco beim betrachten
des Meeres in einer mondhellen Nacht, nach einem herzhaften Abendessen mit Freunden,
kam. Die Einfachheit in diesen lyrischen und deskriptiven Passagen wurden mir
in der Erinnerung an jene Nachtbetrachtung hervorgerufen." So erklärt Smareglia
die Idee, eine Oper, die als Protagonisten das fantastische Meer und seine Bewohner
hatte, zu komponieren. Das
Neue und Charakteristische am «Theater der Poesie», wie es Smareglia
in Zusammenarbeit mit Silvio Benco geprägt hat, wird in der Oper Oceana deutlich.
Ein Grund für die lebendige Erinnerung an Oceana in der italienischen Operntradition
ist ihre kritische Aufnahme bei ihrer Premiere an der Mailänder Scala 1903. Ihre
Erstaufführung unter der Leitung von Arturo Toscanini wurde zu einem großen Erfolg,
auch wenn die Reaktionen des Publikums gespalten waren. Die musikalisch-dramatische
Gestaltung von Oceana überraschte die Zuhörer dermaßen, daß sie sich entweder
in Befürworter oder Gegner der Oper teilten. Während die Traditionalisten auf
den ungewohnten Opernstil und die undramatischen Ausdrucksmittel mit Ablehnung
reagierten, hoben die Befürworter begeistert ihre musikalische Eigenart und malerische
Atmosphäre als Zeichen neuer Ausdrucksformen hervor. Sie nannten Oceana ein “lyrisches
Poem” (Sacchetti), eine “unendlich beschreibende Symphonie” (Pozza), ein “Märchen
der reinen lyrischen Imagination” (Pozza). Rezensenten beschrieben Oceana als
ein “Theater der Poesie” (einige Autoren) oder als “ein verkündendes musikalisches
Theater” (Sansone).
Nach
der Premiere feierte das Publikum mit Begeisterung das Neue und Originelle an
"Oceàna". Ebenso wie die Oper "La Falena", die Smareglia
zuvor nach einer Textvorlage von Silvio Benco komponiert hatte, entsprach auch
Oceàna wenig den zur gleichen Zeit in Italien komponierten Opern: Premiere
an der Mailänder Scala hatten Puccinis "Tosca" (1900), Mascagnis "Le
maschere" (1900) wie auch Franchettis "Germania" (1902). Der Unterschied
von Oceana zu den anderen Opern in Italien am Anfang des 20. Jahrhunderts lag
in ihrer Nähe zur Malerei. Das Libretto von Benco ist inhaltlich nicht an ein
bestehendes Drama oder ein historisches Ereignis gebunden, die sonst in der Regel
die Handlung einer Oper bestimmen. Für das Entstehen von Oceana ließ der Dichter
seine Phantasie durch Gestalten aus Shakespeares Dramen "Ein Sommernachtstraum"
und "Der Sturm", Goethes Drama "Iphigenie auf Thauris" anregen
und ganz besonders durch das Gemälde “Spiel der Wellen” des Schweizer Malers Arnold
Böcklin (1827-1901), dessen Atmosphäre und Gestalten Benco in seiner “phantastischen
Komödie” aufleben ließ.
Auch
wenn nicht genau verbürgt ist, wann und wo Benco die Bilder von Böcklin zum ersten
Mal gesehen hat, so steht doch fest, daß ihn dessen eigenartige Welt der Phantastik
bezaubert hat. Bei näherem Hinsehen sind in vielen Szenen von Oceana mythologische
Gestalten wie Tritonen, Nereiden, Nymphen und Naiaden sowie andere von Böcklin
gemalte Meeresmotive wiederzuerkennen, von denen sich der Dichter Benco inspirieren
ließ. Die Ähnlichkeit der Opernszenen mit folgenden Bildern ist augenscheinlich:
Spiel der Naiaden (1886), Ruhige See (1887), Triton und Nereide (1873-74) sowie
im bereits erwähnten Bild Spiel der Wellen (1885). Eine besonders augenfällige
Ähnlichkeit besteht zwischen dem Bild Faun und schlafende Nymphe (1885) und der
Szene am Anfang des zweiten Aktes, in dem zwei Meeresgenies, Ers und Uls, mit
Bewunderung die junge schlafende Nersa beobachten. Diese Szene wurde von Smareglia
als Schlaflied, das Uls für Nersa singt, vertont. Angeregt durch die Malerei Böcklins
hat Benco das Libretto geschrieben als eine Geschichte, die im Meer spielt und
deren Handlung auf der Bühne mit suggestiven Szenenanweisungen in vielen phantastischen
Bildern aufeinander folgt. Vor der Premiere erklärte Benco, Smareglias und
seine Intention sei es gewesen, auf der Opernbühne “Landschafts- und Musikbilder”
zu zeigen und sie von der Musik begleiten zu lassen. Durch die Hervorhebung des
Bildhaften hat der Dichter in seinem Libretto viele Bildsequenzen voller Innerlichkeit
geschaffen. Statt die Handlung durch Dramatik zu bestimmen, hat der Komponist
die Möglichkeit, mit seiner Musik eine poetische Stimmung herbeizuzaubern. Die
Lebendigkeit in Bencos Versen und die Bildhaftigkeit im Libretto förderten den
Einfallsreichtum des Komponisten bei der musikalischen Umsetzung. Aus dem Bedürfnis
nach einer stimmungsvollen und bildhaften Klanggestaltung hat Smareglia eine umfangreiche
Orchestermusik komponiert. Im Ergebnis könnte dafür das Wort von Gabriel Fauré
über die Oper Salomè von Strauss zutreffend sein: Es ist ein “Symphonisches Lied
erweitert durch Stimmen”. Der zweite Akt von Oceana ist ein besonders gutes
Beispiel hierfür: Die Stimmung, die Benco beabsichtigte wiederzugeben (eine Nacht
auf einer mondbeschienenen Insel), hat die musikalischen Fragmente wie ein Notturno
marino (eine Nachtmusik am Meer) geschaffen: Ankunft des Trion, Lied an die Schlafende
und Tanz der Wellen. Arrigo
Boito und Richard Strauss äußerten sich positiv über die Innovationen der expressiven
Arbeit. Quelle: Ðulijana Licinic van Walstijn "Antonio Smareglia"
www.escape.hr
Handlung: http://musirony.de.tl
Hörbeispiele:
96 kbit/s, MP3
Silvano Frontalini [Dirigent]
(1) Overture
c.1993
13:40 Min
Manno Wolf-Ferrari
[Dirigent]
Notturno marino / Eine Nachtmusik am Meer:
(2) Canzone della dormente
13.02.1959 Triest
8:27 Min
Corteo dei tritoni / Prozession der Tritonen:
(3) Danza della ondine
13.02.1959 Triest
10:03 Min
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