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Marco Tutino - Portraitbild
Marco Tutino
1954 Milano / Mailand

LE BRACI

Die Glut
UA 2015 Martina Franca
Libretto / Word-book: Marco Tutino
»Opera litteraria / Literaturoper«

Hörbeispiele:
Arien
Dutte
Einakter

Rolle / Charakter

Kristina [Sopran]
Christina:
Sie heiratete Henrik, hatte aber ein Verhältnis mit Konrád.

Nini [Mezzo]
Eine alte Haushälterin

Il giovane Konrád [Tenor]
Der junge Konrad:
Der Sohn eines verarmten Barons aus einer polnischen kleinbürgerlichen Familie

Il giovane Henrik [Bariton]
Der junge Henrik:
Der Sohn eines ungarischen Fürsten

Il vecchio Konrád [Bariton]
Der alte Konrad

Il vecchio Henrik [Charakterbariton oder Bass]
Der alte Henrik:
Ein alter General

Hintergrund / Background

Als Eröffnungsspektakel beim "Festival della Valle d'Itria" 2014 gab es die Urauffuhrung der Oper "Le braci" von Marco Tutino. Das Stück geht auf den berühmten Roman "A gyertyák csonkig égnek / Bruciare le candele fino in fondo / Kerzen brennen bis zum Ende"" vom ungarischen Schriftsteller Sándor Márai zurück.
Der Roman erschien auf Deutsch erstmals 1950 unter dem originalgetreuen Titel "Die Kerzen brennen" ab in einer Übersetzung von Eugen Görcz. Nach dem großen Erfolg einer französischen Neuübersetzung durch Albin Michel im Jahr 1995, brachte der Piper Verlag das Werk 1999 in Deutschland in einer neuen Übersetzung Christina Viraghs heraus. Beim Titel lehnte man sich an Michels Übersetzung ins Französische an, der das Werk als Les Braises (dt. „Die Gluten“) publizierte, und benannte die Neuübersetzung mit "Die Glut"

Der Roman spielt im Jahr 1941 auf einem Jagdschloss am Rande der Karpaten. Der alte General Henrik trifft nach
41 Jahren und 43 Tagen seinen Jugendfreund Konrad wieder. Beide liebten dieselbe Frau. Krisztina heiratete Henrik, hatte aber ein Verhältnis mit Konrad. Auf einer Jagd legte Konrad seine Flinte auf Henrik an, schoss aber nicht. Henrik will bei dem Wiedertreffen herausfinden, welche Motive Konrad hatte. Der aber spricht kaum und hört den langen Monologen von Henrik nun aufmerksam zu.

Die Zeitsprünge und Rückblenden des Romans sind in der Oper theatralisch geschickt aufgelöst. Tutino, der auch das Libretto geschrieben hat, zieht das Geschehen zu einem Akt von 90 Minuten Spieldauer zusammen. Dadurch entsteht ein ständiger Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart, der von dem Regisseur Leo Muscato räumlich akzentuiert wird. Im Zentrum der Bühne sieht man einen Salon, in dem das Hier und Jetzt spielt, auf den Seiten agieren andere Sänger als junger Henrik und als junger Konrad. Gelegentlich begegnen sich die Sphären und das Gestern und Heute fließen szenisch ineinander.

Marco Tutino hat als Komponist die Sphären aber scharf getrennt. Der alte Henrik ist ein Charakterbariton, der zu schweren Orchesterklängen singt, zu den Jungen gehört eine flotte bewegliche Musik. Das entspricht natürlich traditionellen Opernklischees, und Tutinos Musiksprache kann man etwas verharmlosend als neoromantisch bezeichnen. Seine Musik klingt wie später Verdi oder Puccini ohne irgendeine moderne Brechung oder einkomponierte Distanz. Das irritiert den Zuhörer zunächst, aber dem Opernabend im "Palazzo Ducale" tat das aber keinen Abbruch, weil Tutino eine theatralisch stimmige Vermittlung und Interpretation der Romanvorlage geliefert hat, also Literaturoper im besten Sinn.
Quellen: WDR und wikipedia


Abkürzungen / Abbreviations



Link zum Seitenanfang   Zuletzt überarbeitet am: 05.12.2015  
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