Rolle
/ Charakter
Anna
Bolena [Sopran]
Anne Boleyn:
Zweite Gattin von Heinrich VIII.
hist.: (1501 oder 1507-1536) war die zweite der sechs Ehefrauen König
Heinrichs VIII. von England und Mutter der späteren Königin Elisabeth
I. Sie wurde wegen angeblichen Ehebruchs und Hochverrats am 19. Mai
1536 enthauptet.
http://de.wikipedia.org
Giovanna
Seymour [Mezzo
oder Sopran]
Johanna Seymour:
Hofdame von Anne
hist.: Jane Seymour (c.1509-1537) war die dritte der sechs Ehefrauen
von König Heinrich VIII. von England. Sie war die Mutter des einzigen
männlichen Thronfolgers Heinrichs VIII. und späteren Königs Eduard VI.
http://de.wikipedia.org
Enrico
VIII. [Bass]
Heinrich VIII.:
König von England
hist.: Heinrich VIII. Tudor (Henry Tudor 1491-1547) war von 1509 bis
1547 König von England, seit 1509 Herr und ab 1541 König von Irland.
http://de.wikipedia.org
Lord
Riccardo Percy [Tenor]
Lord Richard Percy:
Jugendfreund von Anne
hist.: Sir Henry Percy "Harry Hotspur" 1364/66-1403), 6.Earl
of Northumberland.
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Smeton
[Mezzo
od. Alt]
Smenton:
Page von Anne
hist.: Mark Smeaton (c.1512-1536) was a musician at the court of Henry
VIII of England, in the household of Queen Anne Boleyn (...)
https://en.wikipedia.org
Lord
Rochefort [Bariton]
Bruder von Anne
hist.: George Boleyn, Viscount Rochford (c.1503-1536)
war ein englischer Diplomat und der Bruder von Anne sowie Mary Boleyn.
Durch die Heirat zwischen Anne und Heinrich VIII. erhielt er den Titel
Sir George Rochford. http://de.wikipedia.org
Sir
Hervey [Tenor]
Ein Offizier
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Hintergrund
/ Background
Im Jahr 1830 komponierte
Gaetano Donizetti eine Belcanto-Oper unter dem Titel "Anna Bolena",
die auf Anne Boleyns Biographie fußt. Dabei handelt es sich um den ersten
Teil um Donizettis sogenannter "Tudor-Trilogie", die mit "Maria
Stuarda" (1834) und "Roberto Devereux" (1837) abgeschlossen
wurde.
Die Quellen Romanis [Librettist] für das Anna Bolena-Textbuch sind
nicht in Geschichtsbüchern, sondern sonderbarerweise unter Theaterstücken
zu suchen. Romani Ging dabei aber nicht von einem Stück aus, sondern
stützte sich auf mehrere Dramen, aus denen er, theatererfahren
wie er war, etwas Neues schuf.
Das erste Theaterstück, das Romani heranzog, ist die Tragödie
"Anna Bolena" des Grafen Alessandro Pepoli (1757-1796), die
1788 erstmals von Carlo Palese in Venedig gedruckt wurde.
Das zweite Theaterstück, das mit Sicherheit als Quelle Romanis
angesehen werden kann, ist die Tragödie "Henri VIII."
von Marie-Joseph Chénier (1764-1811), die im Pariser Théâtre
de la République am 27. April 1791 uraufgeführt und 1793
von Pierre Didot verlegt wurde. Dieses Werk kann Romani sowohl im französischen
Original, als auch in der izalienischen Übersetzung gelesen haben,
die unter dem Titel "Enrico VIII. ossìa Anna Bolena"
1816 im 1. Band der Sammlung "Anno nuovo Teatrale" erscjienen
und vom Marchese Giovanni Pindemonte (1751-1812) angefertigt wurde.
Eine weitere, allerdings nicht gesicherte Quelle ist ein Drama mit dem
Titel "Anna Bolena", das der Schauspieler Luigi Marchionni
(1791-1864) aus der Vorlage eines nicht näher identifizierbaren
"sig. Frédéric" frei übertragen und 1833
in Neapel veröffentlicht hatte. Wenngleich die Veröffentlichung
erst drei Jahre nach der Premiere von Donizettis "Anna Bolena"
erfolgte, scheint bei Roman eine Szene aufzutauchen, die diesem Stück
entnommen sein könnte. Marchionni war ja Schauspieler und konnte
das Stück bereits in früheren Jahren gespielt haben, bevor
er sich zur Veröffentlichung entschloß.
Eine weitere wahrscheinliche Quelle ist eine Schriftensammlung, die
zwar nicht als zuverlässiges Geschichtswerk, aber doch immerhin
als Aufzeichnungssammlung eines Zeitgenossen von Bedeutung ist, auch
wenn sie sich nicht nur auf belgte Fakten, sondern bisweilen auf Erzähltes,
Berichtetes oder Vermutetes stützt: "Historiarum sui temporis
libri XLV (1550-1552) des italienischen Historikers Paolo Giovio (1483-1552),der
zwar die Theorie der Schuld Anne Bolens vertritt, der Romani dessenungeachtet
aber etliches an Inspiration geliefert haben mag.
Und last, but not least, wäre Shakespeares "King Henry the
Eight" zu erwähnen, der zwar keine Quelle für Romani
darstellt, aber doch einen Impuls, der zur Behandlung des Stoffes geführt
haben kann.
Quelle: Christian Springer, Beiheft zur CD NIGH 1994
Wie Philip Gossett [Musikhistoriker] in 'Anna Bolena'
and the Artistic Maturity of Gaetano Donizetti (Oxford 1985), einer
Studie zur Entstehungsgeschichte der Oper anhand von Manuskriptänderungen
und -revisionen, aufzeigen konnte, war Donizetti immerfort auf der Suche
nach der eigenen dramatischen Ausdrucksform und versuchte, exakte Imitationen
der Regelmäßigkeit und Symmetrie des überkommenen Vorbilds
Rossini zu vermeiden.
Quelle: Bernd Müller, Beiheft zur CD DECCA 1987
Die ersten Inszenierungen
der neuen Zeit fanden statt am:
30.12.1947 in Barcelona ("Gran Teatre del Liceu")
Anna = Sara Scuderi [Sopran]
Giovanna = Giulietta Simionato
[Mezzo]
Smeton = Carmen Antic [Mezzo]
Percy = José Soler [Tenor]
Hervey = Arsenio Giunta & José Anglada [Tenor]
Rochefort = Manuel Ausensi [Bariton]
Enrico = Cesare Siepi & Enrico Ottavo [Bass]
Dir.: Napoleone Annovazzi
(Bei einigen Quellen wurde diese Aufführung schlicht vergessen)
23.10.1956 in Donizettis Heimatstadt Bergamo
Anna = Marina Cucchio [Sopran]
(Sie ist für die erkrankte Renata Heredia-Capnist
eingesprungen)
Giovanna = Maria Minetto [Sopran]
Smeton = Aurora Cattelani [Sopran]
Percy = Gianni Iaia
[Tenor]
Hervey = Giuseppe Zampieri [Tenor]
Rochefort = Giorgio Tadeo [Bass]
Enrico = Jorge (auch Giorgio) Algorta [Bass]
Dir.: Bruno Bogo
Aber erst in der Saison 1957/58 erlebte das Werk seine eigentliche Rennaissance,
als Maria Callas
an der Mailänder Scala ihre heute legendäre Interpretation
der Titelpartie vorstellte (s.a. die Aufnahme vom 14.04.1957).
Zurück zu den
Ursprüngen
Das nach dem Komponisten benannte Festival und Theater in Bergamo brachten
die Originalversion von "Anna Bolena" im November 2015 auf
die Bühne, unter Verwendung einer demnächst erscheinenden
kritischen Neuedition.
Das ehrgeizige Ziel eine möglichst genaue Rekonstruktion der ersten
Aufführungen im Mailänder "Teatro Carcano" (1830/31).
Heute übliche Striche bei den Rezitativen und einigen Nummern wurden
wieder geöffnet. Außerdem besann man sich auf die ursprünglichen
Tonhöhen, das Orchester trat in reduzierter, seinerzeit am "Teatro
Carcano" gängiger Besetzung an. Das Ergebnis war eine bald
vier Stunden währende Fassung.
Quelle: Katharina Duda, Zeitschrift Opernwelt Nr.1 Januar 20015
27.11.2015 in Donizettis
Heimatstadt Bergamo
Anna = Carmela Remigio [Sopran]
Giovanna = Sofia Solowij (Solovij, Soloviy) [Sopran]
Smeton = Manuela Custer [Mezzo]
Percy = Maxim Mironow (Mironov) [Tenor]
Hervey = Alessandro Viola [Tenor]
George Boleyn (Rochefort) = Gabriele Sagona [Bass]
Enrico = Alex Esposito [Bass-Bariton]
Dir.: Corrado Rovaris
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