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Gioacchino Rossini
1792 Pesaro - 1868 Paris

DEMETRIO E POLIBIO

Demetrius und Polibius
UA 1812 Roma / Rom
Libretto / Word-book: Vincenzina Viganò-Mombelli
Dramma serio per musica / Ernstes Drama für Musik

Hörbeispiele:
Arien
Duette
Akt I
Overture
Siveno —› Pien di contento in seno...
Lisinga & Siveno —› Questo cor ti giura amore...*
Lisinga —› Aria del sonno / Schlaflied: Mi scende sull'alma...
Akt II
Polibio & Siveno —› Ove la cara figlia... Come sperar riposo... Venite, o fidi miei...
Eumene, Polibio, Lisinga & Siveno —› Donami omai Siveno... Padre, qual gioia provo... All'armi, o fidi miei...
Lisinga & coro —› Aria di vendetta / Rachearie: Superbo, ah! tu vedrai...**

Rolle / Charakter

Demetrio (Eumene) [Tenor oder Alt]
Demetrius [sen.]:
König von Syrien
- unter dem Namen Eumenes
hist.: Demetrios I. Soter (†150 v. Chr.) war ein König des Seleukidenreiches. Er war der älteste Sohn des Königs Seleukos IV. und wohl der Laodike (seine Schwester).
https://de.wikipedia.org

Polibio [Bass]
Polibius:
König von Parthien
hist.: Phraates I. war ein parthischer König, der von etwa 170 v. Chr. bis 165 v. Chr. regierte.
https://de.wikipedia.org

Lisinga [Sopran]
Polibius' Tochter

Demetrio (Siveno) [Mezzo]
Demetrius [jun.]:
- unter dem Namen Siveno und vermeintlicher Sohn des ehemaligen Ministers Mintèo unter Polibius
hist.: Demetrios II. Theos Nikator Philadelphos (*vor 160 v. Chr.; †125 v. Chr.), Sohn des Demetrios’ I. Soter, war König des syrischen Seleukidenreiches
von 145 v. Chr.–139/138 v. Chr. und
von 129 v. Chr.–125 v. Chr.
https://de.wikipedia.org

Olmira [Sopran oder Mime]
Lisingas Vertraute

Onao [Tenor oder Mime]
Anhänger von Polibius

Alcandro [Tenor oder Mime]
Alcandros:
Zeremonienmeister

Hintergrund / Background

Mit "Demetrio e Polibio" beginnt das, was man als das umständliche Opernabenteuer von Gioachino Rossini bezeichnen könnte. Die Herkunft der Oper ist von einer Art Legende umwoben und, da kein überzeugendes Beweismaterial darüber vorliegt, wie die Dinge sich wirklich abgespielt haben, bleibt nichts anderes übrig, als das hinzunehmen und weiterzugeben, was seit jeher über die ersten Opernkreationen Rossinis erzählt wurde. Das Beste aber ist, auf die Erklärung des Komponisten selbst aus dem Jahr 1856 (also 44 Jahre nach der Uraufführung der Oper) zurückzugreifen, die er Ferdinand Hiller abgab. (...)

Im November 1810 war es Rossini zwischenzeitlich gelungen, die komischen Posse in einem Akt "La cambiale di matrimonio" im Theater San Moisè in Venedig aufzuführen, die den eigentlichen Beginn der Opernkarriere des Komponisten darstellte. Im März 1812, nach drei sehr unterschiedlich aufgenommenen Farcen, erlebte Rossini mit dem ersten Melodrama "Ciro in Babilonia", das am Gemeindetheater von Ferrara uraufgeführt wurde, seinen wirklichen Durchbruch.
Nun war für die Familie Mombelli die Zeit reif, die Partitur von "Demetrio e Polibio", die sie bis dahin aufbewahrt hatte, aus der Schublade zu holen, um das Werk am 18. Mai 1812 im Theater Valle in Rom zur Uraufführung zu bringen. Die Hauptrollen waren mit Domenico Mombelli (Demetrio / Eumene), Ludovico Oliveri (Polibio), Maria Ester Mombelli (Lisinga) und Anna Mombelli (Demetrio / Siveno) besetzt.
Die Oper wurde mit viel Begeisterung aufgenommen und innerhalb kurzer Zeit mehrfach in Italien und später auch im Ausland aufgeführt. Von Anfang an ging das Gerücht um, die Familie Mombelli habe in irgendeiner Form an der Niederschrift der Oper mitgearbeitet. Dieses Gerücht wurde u.a. auch Stendhal zugetragen, der die Oper 1814 zum ersten Mal in Como anhörte.
Dem Wanderensemble von Domenico Mombelli wie auf den Leib geschrieben, benötigt die Oper Demetrio und Polibio, obwohl nach den üblichen Gesetzen der spätmetastasischen Oper komponiert, tatsächlich nur vier Interpreten, da Onao und Olmira, deren Namen nicht einmal im Libretto der Uraufführung erwähnt wurden, einfache Nebenrollen sind, die weder Arien noch mehrstimmige Stücke zu singen haben. (...)

Die Oper "Demetrio e Polibio" präsentiert sich als ein ernstes Werk des späten XVIII Jahrhunderts, in dem die konzertanten, die «tutti» und Schlußteile der Akte jedoch abwechslungsreicher und verschiedenartiger gestaltet sind, als bei der herkömmlichen, ernsten Metastasio-Oper üblich, die von der unerbittlichen Reihenfolge «Rezitativ und Arie» geprägt war. Was die Anlage der Oper noch «moderner» macht, ist die aktive Teilnahme des Chors, dem gut vier Stücke (zwei pro Akt) und fünf Einsätze bei ebenso vielen Arien übertragen werden, was entfernt an Gluck erinnert. (...)

Der schon zitierte Stendhal, der Rossini aufrichtig und begeistert verehrte, hat nach seinem Opernbesuch in Como über "Demetrio e Polibio" sicher nicht aus Zufall und ohne jede Furcht vor Übertreibung geschrieben: «Im Stil des "Tancredi", aber im Ausdruck diesem weit überlegen.» Tatsächlich zeigt die Oper trotz ihrer strukturell statischen Form originelle, unverfälschte Motive, eine sehr sorgfältige Orchestrierung, einzelne, in ihrer Form außerordentlich abwechslungsreiche Stücke, die den jeweiligen Situationen gut angepaßt sind, zweiteilige Kavatinen und in zwei kontrastierende Sektionen aufgeteilte Arien sowie meisterhaft aufgebaute Duette und Schlußszenen.
[Quelle: Regina Engelmann (Übersetzung), Beiheft zur CD DYNA]

 

* Hervorzuheben ist vor allem das Liebesduett im ersten Akt "Questo cor ti giura amore...", in dem sich Lisinga und Siveno ewige Liebe schwören. Bei der Eingängigkeit und Schönheit dieser Musik verwundert es, dass dieses Duett noch nicht den Weg in die Opernwunschkonzerte gefunden hat.

** Vor allem Lisinga's Rachearie im zweiten Akt "Superbo, ah! tu vedrai...", in der sie beschließt, Siveno zu befreien und Demetrio zu töten, stellt die Arien der Königin der Nacht vom Anspruch her in den Schatten.
[Quelle: Online Musik Magazim (OMM)


Abkürzungen / Abbreviations



Link zum Seitenanfang   Zuletzt überarbeitet am: 14.07.2015  
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