Rolle
/ Charakter
Guillaume
Tell [Bariton] Wilhelm Tell: Freiheitskämpfer in der Schweiz
Wilhelm Tell ist ein legendenhafter Schweizer Freiheitskämpfer und Tyrannenmörder,
der an der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert in der Zentralschweiz gelebt haben
soll. Der Dichter Friedrich Schiller verfasste in seiner späten Schaffensphase
das berühmte gleichnamige Bühnenwerk. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ist Tell
der Nationalheld der Schweiz. http://de.wikipedia.org Arnold
[Tenor] Melchthals
Sohn Ein Verschwörer
Mathilde
[Sopran]
Prinzessin von Habsburg
hist.: Mathilde von Habsburg oder Melchilde (Rheinfelden, 1253 - München,
Bayern, 23. Dezember 1304).
http://en.wikipedia.org
Eine in den Quellen nur am Rande erwähnte adlige
Dame wurde zur Rolle der Mathilde und vom Librettisten Victor-Joseph
Etienne de Jouy zu
einer Hauptfigur der Oper aufgewertet.
Fürst
[Bass]
(Walter) Fürst:
Ein
Verschwörer Gessler
[Bass] Geßler:
Der kaiserliche Landvogt der Kantone Schwyz und Uri Landvogt ist
ein Amt des späten Mittelalters und des Ancien Regime in Teilen des Heiligen Römischen
Reiches, insbesondere in Schwaben, im Elsass, in der Lausitz und in der Schweiz.
http://de.wikipedia.org
Jemmy
[Sopran] Gemmy:
Tells Sohn Hedwige
[Mezzo] Hedwig:
Tells Frau
Melcthal
[Bass]
Arnold's Vater
Ruodi,
un pêcheur [Tenor]
Rudolf: Ein Fischer Leuthold
[Bass] Ein
Hirte bzw. Schäfer Rodolphe
[Tenor]
Rudolph oder Rudolf,
der Harras
Anführer der Bogenschützen Geßlers Stallmeister
und Vertrauter Harras, ein Name, der von einem in der Schlacht bei Sempach
gefallenen Ritter hergenommen ist. Harras, aus dem lat. haracium, bedeutet so
viel wie Stallmeister und Waffenaufseher.
Harras III., Stallmeister und zugleich Aufseher über Harnisch
und Waffen (von haracium Stuterei). Vgl. Schillers Tell: Rudolph der Harras.
Quelle: Albert Heintze "Die Deutschen
Familien-Namen"
Un
chasseur [Bass
oder Bariton]
Ein Jäger |
Hintergrund
/ Background
Rossini ging 1824
nach Paris und schrieb wichtige Werke für die französische Opéra.
Seine letzte und politische
Grand Opéra verfasste er über „Wilhelm Tell“ (franz.: „Gulliaume Tell“,
ital.: „Guglielmo Tell“), die in Österreich verboten und an verschiedenen
europäischen Orten in entschärfter Fassung mit anderen Haupthelden aufgeführt
wurde.
Aufführung der Oper unter anderen Werktiteln:
"Andreas Hofer" (übersetzt von Karl August Freiherr
von Lichtenstein) 1830 in Berlin
"Hofer or The Tell of the Tyrol" 1830 in London
"Rodolfo di Sterlinga" (ital. Fassung; übersetzt
von Luigi Balocchi) 20.01.1831
in Dresden sowie 1840 in Rom und Ancona und
erneut revidiert 1840 (unter Anwesenheit des Komponisten) in Bologna mit
rev. Finale von 1831 in Paris
"Vallace" 26.12.1836 Mailand (2.Fassung von 1831 Lucca)
Hier mitt anderen Rolllen und die Handlung ist nach Schottland verlegt.
Es geht um William Wallace gegen Edward I. von England.
"Der korsische Tell" (bearbeited von Hans Zimmermann)
24.11.1945 in Zürich
"Karl Smelïy / Charles the Bold / (Herzog) Karl der Kühne"
1866 in St.Petersburg
Entstehung:
Das
erste Libretto für eine mögliche Tell-Oper stammt vom Offizier, Politiker
und Schriftsteller Victor-Joseph Étienne de Jouy. Dabei stützte er sich
teils auf das 1804 uraufgeführte Tell-Schauspiel von Friedrich Schiller,
teils auf verschiedene französische Überlieferungen und Quellen. Denn
die Tell-Legende war seit der Französischen Revolution auch in Frankreich
sehr bekannt. Jouys Ziel war es, aus den literarischen Texten, die die
Tell-Sage in manchen Einzelheiten durchaus unterschiedlich erzählten,
eine für eine Oper geeignete, weitere Tell-Version zu erschaffen. Dies
hiess für ihn, die verschiedenen Vorlagen zu einer einzigen zu verschmelzen
mit einem einfachen Handlungsablauf und einer begrenzten Zahl von Hauptfiguren.
Ausserdem musste das Libretto «operntauglich» sein, und zum Beispiel ein
gewisses Gleichgewicht zwischen männlichen und weiblichen Stimmen aufweisen.
Doch in der Tell-Legende beherrschen weitgehend die Männer das Geschehen.
Um dem abzuhelfen, wertete Jouy eine in den Quellen nur am Rande erwähnte
adlige Dame zu Mathilde, zu einer Hauptfigur der Oper auf, fügte für sie
eine Liebesgeschichte ins überlieferte Geschehen ein, und machte sie zur
zunehmenden Anhängerin der Freiheitsbewegung in den Kantonen der Urschweiz.
Gioacchino Rossini entschloss sich nach der Lektüre von Jouys Textvorlage
grundsätzlich zur Komposition. Allerdings war ihm das Libretto viel zu
lang und entsprach in manchen Details nicht seinen Vorstellungen. So bewog
der Maestro Jouy den Dramatiker Hypolite-Louis-Florent Bis beizuziehen,
das Libretto stark zu kürzen, etliche Stellen zu überarbeiten und Verse
zu ändern. In der Konfrontation Tells mit Gessler etwa sollte der Schütze
wie ein einfacher Mann sprechen und nicht wie in Jouys Version wie ein
gelehrter Zeitgenosse. Und, um ein anderes Beispiel zu nennen, nicht die
Schweiz als abstrakte Grösse sollte unter der Tyrannei der fremden Herren
leiden, sondern ihre Bewohner aus Fleisch und Blut.
Rossini begann zu komponieren, als am Libretto weiter gefeilt wurde. Weil
ihn das Ergebnis noch immer nicht in allen Punkten überzeugte, beauftragte
er er zusätzlich noch den Journalisten Armand Marrast sowie den Librettisten
und Dramatiker Hector-Jonathan Crémieux zur Mitarbeit.
Zensur und Änderungen:
Zensiert und zerzaust! Trotz dieses grossen Aufwands wurden nur wenige
Opern-Libretti mit weniger Respekt behandelt, dermassen zusammengestrichen,
umgeschrieben oder gleich völlig neu getextet wie Rossinis «Tell»-Libretto.
Ausschlaggebend waren dafür vier Gründe (die Zensur, die Überlänge der
Oper, die eigenen Vorstellungen über das Textbuch einzelner Übersetzer,
sowie im deutschsprachigen Raum und speziell in der Schweiz die Abweichungen
vom Drama Schillers). Kaum war die Premiere vorbei, schon begann das Zensieren
und Zerzausen. So durfte Mathilde gegen Ende der Oper nur in der ersten
Vorstellung ihrem Arnold bekennen: «Des fausses grandeurs détrompée, /
Ton égale je te revois; / Et, m'appuyant sur ton épée, /Jusqu'à la liberté
je m'élève avec toi.» Auf Deutsch heisst das in etwa: «Wie Du, durch falsche
Machtentfaltung eines Besseren belehrt, sehe ich dich wieder; und mich
auf Dein Schwert stützend, erhebe ich mich mit Dir für die Freiheit.»
Dann verschwanden die Zeilen aus den Aufführungen und Textbüchern.
«Es ging darum, ein allzu offen demokratisches Glaubensbekenntnis zu eliminieren»,
schreibt der Sorbonne-Professor Gilles de Van in einer Arbeit über die
literarischen Quellen zu Rossinis «Tell». Ebenso kam es sehr rasch zu
Kürzungen, um das rund viereinhalbstündige Werk auf eine publikumsfreundlichere
Länge zu reduzieren. Dem Streichkonzert fiel zum Beispiel eine wunderbare
Arie Gemmys zum Opfer, die er unmittelbar vor dem Apfelschuss singen sollte.
Das Werk war einerseits in Europa und darüber hinaus sofort ein grosser
Erfolg: so gingen zwischen 1830 und 1833 Aufführungen in London und Berlin,
in Wien, Frankfurt und Budapest, in Zürich, Prag und Dresden, ja selbst
New York über die Bühne, in den nächsten Jahren gefolgt von Amsterdam,
Madrid, Lissabon, Kopenhagen, Stockholm, Malta und selbst St. Petersburg,
Buenos Aires und New Orleans. Andrerseits führte politische Zensur dazu,
dass aus dem Drama um Wilhelm Tell in London eines um Andreas Hofer, «the
Tell of Tyrol» wurde, in Russland eine Geschichte um Karl den Kühnen,
andernorts als Legende betitelt «Wallace, der schottische Held» aufgeführt
wurde, oder dass z.B. Tell bei einer Inszenierung an einer deutschen Bühne
Gessler nicht mit Pfeil und Bogen töten durfte.
Da Opern im 19. Jahrhundert häufig in der Sprache des Aufführungsortes
gesungen wurden, galt es sofort, das Libretto zu übersetzen. Und auch
da ging es ziemlich chaotisch zu. So entstanden kurz hintereinander zwei
italienische Fassungen, deren eine sich genau an die Vorlage hielt, deren
andere verschiedene Abweichungen vom französischen Original aufweist.
Quelle: www.rossini-tell.ch
Versuch der Rekonstruktion
der "Urfassung":
In Bad Wildbad wurde am 13.07.2013 die 1.Fassung in der vollen Länge der
Version gezeigt, die zur Einstudierung der Oper in Paris 1828 vorlag,
und von da an immer weiter gekürzt wurde.
Eine neue Uraufführung inklusive der Ballettszenen, die es auf eine reine
Spielzeit von 4 einviertel Stunden bringt.
Hörbeispile:
96 Kbit/s, MP3
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