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I | Der "musikhistorische Verismo" | |
II | Entstehung des "musikalischen Verismo" | |
III | Das "Teatro Grattacielo" in New York |
II Zur Enstehung des "musikalischen Verismo" |
Verismo (von ital. vero, wahr). Stilrichtung im Drama, der Literatur und der bildenden Kunst seit der Mitte des 19. und zu Beginn des 20. Jh.s in Italien, die unter dem Einfluß des frz. Naturalismus entstand und bemüht war, durch schonungslos-krasse Darstellung die sozialen Probleme der Zeit darzustellen. In der Oper faßt der Begriff die von der literarischen Bewegung der »Scapigliatura« (ital., Zügellosigkeit, Boheme) und den Komponisten Amilcara Ponchielli, Arrigo Boito, Alfredo Catalani und Antonio Smareglia ausgehende, von der »Giovane Scuola« (Pietro Mascagni, Ruggero Leoncavallo, Umberto Giordano, Francesco Cilea und Alberto Franchetti) weitergeführte Stilrichtung zusammen, die, ausgehend vom naturalistischen Schauspiel, ab etwa 1890 ein ungeschöntes Abbild des wirklichen Lebens geben wollte, sich also vom Symbolismus, von Wagner wie der historischen Oper abwandte. Als
eigentliche Geburtsstunde der veristischen Oper gilt die Uraufführung von Mascagnis
"Cavalleria rusticana" (1890), die auf einem Stück von Giovanni Verga
(1840–1922), dem einflußreichsten Vertreter des literarischen Verismos, basiert.
Weitere Komponisten dieser Richtung sind Leoncavallo mit "I Pagliacci"
(1892), daneben Francesco Cilèa mit "La Tilda" (1892), "L'Arlesiana
(1897) und "Gloria" (1907), Umberto Giordano mit "Mala Vita"
(1892), Gellio Benvenuto Coronaro (1863–1916) mit "Festa a Marina" (1893),
Franco Alfano mit "Risurrezione" (1910) und Riccardo Zandonai mit "Conchita"
(1911); Inhaltlich stellte der Verismo das Leben einfacher, armer Leute dar, legte Wert auf lokale Milieuschilderung, rückte das Geschehen ins grelle Licht kraftvoller Farben und scheute nicht brutale, leidenschaftliche Ausbrüche und Effekte. In der Gesangsführung entspricht dem eine glutvolle, entfesselte Melodik, welche die Singstimme an die Grenzen ihrer Kraft führt. Die Instrumentation ist farbig, raffiniert, leitmotivische Figuren tauchen auf, Zwischenspiele und sinfonische Schilderungen gewinnen an Bedeutung. Ausgehend von Mascagnis Opern wird der Einakter in neuerer Zeit wieder häufiger verwendet. Die Bezeichnung Verismo wird oft auf die gesamte ital. Opernproduktion der Jahrhundertwende übertragen, obwohl Werke wie Giordanos "Andrea Chénier" (1896), Cileas "Adriana Lecouvreur" (1902) u.a. nicht dazugehören. |
Literatur:
Wagner, Hans-Joachim Fremde Welten: die Oper des italienischen Verismo Stuttgart; Weimar : Metzler, 1999 |
Der
Verismo der "italienischen Oper" hat sich Ende des 19.Jahrhunderts
im Zusammenhang von modernen Produktions- und Vertriebsmechanismen herausgebildet.
Hier haben zum ersten mal in der Musikgeschichte kommerzielle Interessen zur Entfaltung
des Verismo-Repertoires beigetragen. Das Verlagshaus Sonzogno in Mailand und sein Leiter Edoardo Sonzogno förderten durch die Ausschreibungen an den Wettbewerben die Entwicklung der "veristischen Oper". Sonzogno setzte sich auch entschieden für deren Verbreitung bzw. Vermarktung ein, indem er auch literarische Publikationen herausbrachte, die einem höheren Bekanntheitsgrad der Opern und auch deren Sänger dienen sollte. |
Der 1. und zugleich
entscheidende Schritt zur Umsetzung des Vorhabens war die Organisation und Durchführung
von Wettbewerben für Operneinakter italienischer Komponisten. Der erste Wettbewerb wurde am 1.April 1883 unter dem Motto "Förderung der jungen italienischen Komponisten"/ "Incoragiamento ai giovani compositori italiani" angekündigt. Die Jury - bestehend aus Amilcare Ponchielli, Pietro Platania, Franco Faccio, Cesare Dominiceti und Amintore Galli - wählte zwei Opern aus, welche die beiden ersten Plätze erhielten. |
1883 Erster Wettbewerb in Italien | |||||
Platz |
Komponist |
Oper |
Uraufführung;
Notizen | ||
1. | Luigi Mapelli |
| UA 04.05.1884 Mailand | ||
2. | Guglielmo Zuelli |
| UA 04.05.1884 Mailand | ||
. | Pietro Alignani |
| lobend erwähnt | ||
. | Alberto Favara | Marcellina | UA 24.05.1884 Mailand; lobend erwähnt | ||
. | Giacomo Puccini |
| UA 31.05.1884 Mailand; nicht erwähnt | ||
. | Francesco Spetrino | Celeste | UA 03.12.1891 Bukarest; lobend erwähnt |
Im
Juli 1888 [laut K.Pahlen am 06.Mai 1890] schrieb Edoardo Sonzogno einen zweiten
Wettbewerb aus, der neben der Prämierung einer Oper auch die des
besten Librettos ankündigte. Der Opern-Jury gehörten Filippo Marchetti,
Giovanni Sgambati, Eugenio Terziani, Francesco D'Arcis und
Amintore Galli an; der Libretto-Kommission Paolo Ferari, Antonio
Ghislanzoni und Felice Cavallotti. Da der erste Wettbewerb auf wenig Resonanz bei Publikum und Presse gestoßen ist, entschloß man sich, um eine Fehlbeurteilung zu vermeiden, zu einem geänderten Verfahren. Aus den eingereichten Arbeiten sollten drei Opern zur Aufführung ausgewählt, und erst nach der Bewertung ihrer Bühnenwirksamkeit das endgültige Ergebnis mitgeteilt werden. Von den 73 einaktigen Opern gelangten wie vorgesehen im Mai 1890 drei am Teatro Costanzi in Rom zur Uraufführung. Einstimmig fällte die Jury nach den Premieren ihr Urteil und sprach Pietro Mascagni den ersten Preis zu. Die Hohe Qualität zahlreicher nicht prämierter Partituren veranlasste die Jury, nach Abschluß des Wettbewerbs auf weitere Arbeiten hinzuweisen. |
1888 Zweiter Wettbewerb | |||||
Platz | Komponist | Oper | Uraufführung; Notizen | ||
1. | Pietro Mascagni |
| UA 17.05.1890 Rom | ||
2. | Niccolò Spinelli | Labilia | UA 09.05.1890 Rom | ||
3. | Vincenzo Ferroni | Rudello | UA 28.05.1890 Rom | ||
. | Marco Enrico Bossi |
| UA 1896 Mannheim; ehrenhafte Erwähnung | ||
. | Armando Seppelli |
| ehrenhafte Erwähnung | ||
. | Mario Vitale |
| lobend erwähnt | ||
. | Umberto Giordano | Marina | lobend erwähnt | ||
. | Vittorio Baravalle |
| lobend erwähnt | ||
. | Daniele (Mosé) Napoletano |
| UA 01.04.1893 Neapel; lobend erwähnt | ||
. | Ricco |
| lobend erwähnt | ||
. | (Giulio) Buzenac |
| lobend erwähnt | ||
. | Ausoni De Lorenzo |
| lobend erwähnt | ||
. | Vittorio Podesti | Rudel | lobend erwähnt | ||
. | Raffaele Terziani | Amana | lobend erwähnt | ||
. | Giuseppe Calzolari |
| lobend erwähnt | ||
. | Ernesto Majani |
| lobend erwähnt | ||
. | Arturo Vanbianchi |
| UA 1891; lobend erwähnt | ||
. | Emilio Pizzi |
| lobend erwähnt |
Die
"Giovane scuola italiana" - wie man sich selbstbewusst nannte - etablierte
sich in den 1890er Jahren als führende Opernrichtung in Italien. Zugleich
konnte sie im europäischen Kontext eine ungeheure Popularität erringen. Sie trat mehr oder weniger erfolgreich die Nachfolge von Giuseppe Verdi an. Während Pietro Mascagni, Ruggero Leoncavallo, Umberto Giordano und Francesco Cilea auf unterschiedliche weise die Auseinandersetzung mit dem veristischen Prototyp "Cavalleria rusticana" suchten, wurden Großteile der italienischen Opernproduktion bis etwa 1925 durch diese Wirkungsgeschichte beeinflusst und es entstanden vereinzelte Varianten des Prototyps neben zahlreichen Plagiaten. Anhand ausgewählter Werke ist die Sonderstellung Giacomo Puccinis im Zusammenhang veristischen Komponierens noch zu erläutern. Die junge Generation wird mitgerissen durch die Schriften des Sizilianers Giovanni Verga. Er hat in seinen "ländlichen Erzählungen" die packende Geschichte eines blutigen Ehedramas unter dem Titel "Cavalleria rusticana" geschildert und 1884 dann dramatisiert auf die Bühne gebracht. Giovanni Verga gilt als Bahnbrecher, ja als Oberhaupt einer »Richtung«, einer künstlerischen Strömung, die als Steigerung des "Realismus" und des "Naturalismus" sich den Namen »Verismus« zulegte. Die »Wahrheit« ist ihr Ziel. Der Verismus ist also eine Gegenströmung zu der das 19.Jahrhundert beherrschenden Romantik.Die zumeist als »verismo« zitierte Richtung schwang sich zur Verkünderin der »Wahrheit« auf: der »volle Griff ins tägliche, alltägliche Menschenleben«, die »rücksichtslose Darstellung menschlicher Leidenschaften, Triebe, Laster, Krankheiten«, die »Bloßlegung von Verirrungen, Verkettungen« waren ihre Aufgaben, ihre Ziele. Alles sollte so »lebensecht« wie möglich sein.
|
1892 Dritter Wettbewerb | |||||
Platz | Komponist | Oper | Uraufführung; Notizen | ||
1. | Gellio Benvenuto Coronaro | Festa a Marina | UA 21.03.1893 Venedig | ||
2. | Ernesto Boezi | Don Paez | UA 29.03.1893 Venedig | ||
. | Ernesto Majani |
| UA 17.10.1893 Mailand; spezielle Erwähnung | ||
. | Filippo Brunetto |
| Aufführung und spezielle Erwähnung | ||
. | Vincenzo Gianferrari |
| UA 08.02.1893; positives Urteil | ||
. | Ugo Dallanoce |
| UA 23.03.1893 Venedig; positives Urteil | ||
. | Agide Carrera |
| - | ||
. | Giuseppe Cerquetelli |
| - | ||
. | Ferruccio Cusinati | Tradita | UA 20.11.1892 | ||
. | Giovanni Chimeri |
| - | ||
. | Caro Sernagiotto |
| UA 22.02.1983 | ||
. | Emanuele Paolo Morello |
| - | ||
. | Ernesto Luzatti |
| - | ||
. | Giuseppe Miceli | Atala | UA 17.02.1898 Neapel |
Der
letzte, nun erstmals internationale Wettbewerb
für einaktige Opern fand im April 1902 statt. Am 22.Oktober 1903 gab die
Kommission, die sich aus berühmten Komponisten und Kritikern wie Jules
Massenet, Asger Hamerick, Tomas Breton, Engelbert Humperdinck,
Francesco Cilèa, Cleofonte Campanini und Amintore Galli
zusammensetzte, das Ergebnis bekannt. Aus den 237 Einsendungen hatte die Jury drei Opern zur Aufführung am Teatro lirico internazionale Mailand ausgewählt. Weitere 4 Opern fanden besondere Erwähnung, auf 14 andere wurde hingewiesen. |
1902 Vierter Wettbewerb | |||||
Platz | Komponist | Oper | Uraufführung; Notizen | ||
1. | Gabriele Dupont | Cabrera | UA 16.05.1904 Mailand | ||
2. | Lorenzo Filiasi | Manuel Menendez | UA 15.05.1904 Mailand | ||
. | Franco Da Venezia |
| UA 14.05.1904 Mailand | ||
. | Attilio Parelli |
| UA 06.03.1912 Philadelphia; Hinweise | ||
. | Francesco Balilla Pratella | Lilia | UA 13.09.1905 Lugo; Hinweise | ||
. | Ildebrando Pizzetti |
| nicht erwähnt | ||
Italo Montemezzi |
| UA 28.01.1905 Turin (3 Akte); nicht erwähnt |
Insgesamt lässt sich der Verismo insofern als Versuch der Herausbildung eines tragfähigen Opernrepertoires unter Anknüpfung an spezifisch italienische Traditionen fassen; Traditionen, die indes nicht bruchlos übernommen, sondern mit den neuen inhaltlichen und stilistischen Tendenzen in Literatur und Theater verschmolzen werden. Der musikalische Verismo entstand unter dem Etikett einer "Italianità dell'arte". |
Giacomo Puccini Giacomo Puccini verfolgte die kompositorische Tätigkeit seiner veristischen Zeitgenossen sehr genau. Es scheint, als ob er sowohl der Anregung von außen durch die aktuelle Opernproduktion, als auch der Konkurrenzsituation zu den komponierenden Kollegen bedurfte, um ein Opernprojekt realisieren zu können.Puccinis Erstlingsoper "Le willis" (UA 1884) steht in der Tradition der deutschen Zauber- bzw. Undine-Opern der Romantik und muß als Reflex auf Alfredo Catalanis "Elda" (UA 1880) gewertet werden. Die Oper "Edgar" (UA 1889) zehrt von der Tradition der Schauerromantik, setzt aber sowohl Georges Bizets "Carmen" als auch Giuseppe Verdis "Troubadour" und - mit Blick auf das Sühnemotiv - Richard Wagners "Tannhäuser" voraus. "Manon Lescaut" (UA 1893) orientiert sich zwar nicht an Daniel François Esprit Aubers "Manon Lescaut", kann aber als Reaktion auf Jules Massenets "Manon" (UA 1884) gelesen werden. Die Oper "La bohème" entstand von einer heftigen Auseinandersetzung begleitet parallel zu Ruggero Leoncavallos "La bohème". Die Oper "Tosca" (UA 1900) nutzt den in der literarischen Vorlage Victorien Sardous historischen Verismo, die politische Intrige und die Künstlerthematik, wie sie paradigmatisch in Umberto Giordanos "Andrea Chénier" (UA 1896) realisiert wurde. Die Exotic von "Madama Butterfly" (UA 1904) geht von der Exotik in Pietro Mascagnis "Iris" (UA 1898) aus; ebenso "La fanciulla del West" (UA 1910) und "Turandot" (UA 1926). Puccinis einzige Operette "La Rondine" (UA 1917) reagiert zumal auf Ruggero Leoncavallos Operettenschaffen "La Reginetta delle rose" der 1910er Jahre. "Il Trittico" (UA 1918) schließlich ist jenseits des intendierten Modellcharakters für den Verismo "Il tabarro", für das lyrische Intermezzo bzw. die Idylle "Suor Angelica" und für die Komödie "Gianni Schicchi", eine verspätete Reflexion auf die Form des [veristischen] Einakters, wobei darüber hinaus thematische Parallelen offen zu Tage treten. "Il tabarro" hat sein Vorbild in der konventionellen veristischen Dreieckkonstellation. "Suor Angelica" ist ohne Umberto Giordanos "Mese mariano" (UA 1909) nicht denkbar. "Gianni Schicchi" partizipiert an der thematisch begründeten Renaissance der Renaissance in der veristischen Oper, wie sie in Pietro Mascagnis "Zanetto" (UA 1896), "Isabeau" (UA 1911) und "Parisina" (UA 1913) verwirklicht wurde. |
Plagiate und Innovationen Die
Dominanz der einmal durch "Cavalleria rusticana" gesetzten Norm erwies
sich als derartig gewaltig, daß nur eine partielle Abwandlung bzw. eingeschränkte
Variation des einmal Gegebenen möglich erschien. |
Komponist | Oper | Uraufführung | ||
Pierantonio Tasca |
|
UA 15.11.1892 Berlin | ||
Francesco Paolo Frontini |
| UA 30.05.1893 Bologna | ||
Nicola Spinelli |
| UA 18.04.1894 Köln | ||
Pietro Floridia | Maruzza | UA 23.08.1894 | ||
Oreste Bimboni | Santuzza | UA 08.01.1895 Palermo | ||
Emidio Cellini |
| UA 12.02.1895 Neapel | ||
Giovanni Buccéri | Mariedda | UA 28.05.1895 Catania | ||
Enrico Mineo |
| UA 29.09.1898 | ||
Marco Falchieri |
| UA 1902 | ||
Renato Brogi | Oblìo | UA 04.02.1904 Florenz | ||
M. Renato Virgilio | Jana | UA 02.12.1905 | ||
Domenico Monleone |
| UA 05.02.1907 Amsterdam | ||
Pierantonio Tasca |
| UA 21.08.1933 | ||
2. Der Regionalismus der Sujets weitete sich im Verlauf der 1890er Jahre auf andere Regionen Europas, zumal auf Spanien, Frankreich und die Alpenregion aus. Ein signifikantes Beispiel ist der Erste Platz "La Cabrera" des im Jahre 1902 ausgeschriebenen vierten Opernwettbewerbs. |
Komponist | Oper | Uraufführung | ||
Leopoldo Mugnone |
| UA 11.08.1892 Venedig | ||
Giulio Tanara |
| UA 28.05.1892 Turin | ||
Spiro Samara |
| UA 23.05.1894 Mailand | ||
Gabriele Dupont | La Cabrera | UA 16.05.1904 Mailand | ||
Renato Brogi |
| UA 04.02.1904 Florenz | ||
Pietro Mascagni | Amica | UA 16.03.1905 Monte Carlo | ||
Ettore Gelli |
| unbekannt | ||
3. Der literarische Verismo begründet sich auf die beiden Autoren Giovanni Verga und Salvatore Di Giacomo. |
Komponist | Oper | Uraufführung | ||
Nicola D'Arenzio |
| UA 1887 Neapel | ||
Umberto Giordano |
| UA 21.02.1892 Rom | ||
Francesco Paolo Frontini |
| UA 30.05.1893 Bologna | ||
Carlo Sebastiani |
| UA 13.10.1896 Neapel | ||
Mattia Forte |
| UA 03.09.1903 Neapel | ||
Emilia Gubitosi | Nada Delwig | UA 1910 | ||
Paul Allen |
| UA 26.10.1912 Genua | ||
Paul Allen | Milda | UA 14.06.1913 Venedig | ||
Domenico Monleone |
| UA 07.05.1921 Venedig | ||
Vincenzo Michetti | La Grazia | UA 31.03.1923 Rom | ||
Giuseppe Pietri | Maristella | - | ||
Vincenzo Valente |
| - |
Um die Jahrhundertwende tauchen auch Libretti auf, die realistisch-naturalistische Texte französischer und russischer Herkunft verarbeiten. |
Komponist | Oper | Uraufführung | ||
Ernesto Coop | Teresa Raquin | UA 08.02.1894 oder 1899 Neapel | ||
Dario de Rossi | Fadette | UA 28.06.1896 Rom | ||
Salvatore Sassono | Anna Karenine | UA 1905 | ||
Franco Alfano |
| UA 30.11.1904 Turin | ||
Giacomo Orefice | Radda | UA 25.10.1912 Mailand | ||
Arrigo Pedrollo |
| UA 06.03.1920 Rom | ||
Iginio Robbiani | Anna Karenina | UA 06.05.1924 Rom | ||
Arrigo Pedrollo |
| UA 1926 Mailand |
4. Historismus ebenso wie Exotismus sicherten den Komponisten einen pittoresken Reiz, der szenisch und zumal mit dem Prinzip des zitierten Liedes weiter vorangetrieben werden konnte. |
Komponist | Oper | Uraufführung | ||
Enrico Bossi |
| UA 1890 Mailand | ||
Natale Canti | Savitri | UA 1894 Bologna | ||
Federico Rossi | I Roumakal | UA 06.02.1895 Vercelli | ||
Augusto Azzalli | Lhidiak | UA 1897 Caracas | ||
Pietro Floridia |
| UA 07.05.1899 Rom | ||
Anacleto Loschi |
| UA 1899 | ||
Paolo Salviucci |
| UA 1931 Rom |
5. Der historische Verismo ist am Beispiel des Komponisten Domenico Monleone zu verdeutlichen. |
Komponist | Oper | Uraufführung | ||
Domenico Monleone |
| UA 05.02.1907 Amsterdam | ||
Domenico Monleone |
| UA 05.05.1910 Genua | ||
Domenico Monleone |
| UA 11.03.1913 Rom | ||
Domenico Monleone |
| UA 07.05.1921 Venedig | ||
Domenico Monleone | Fauvette | UA 02.03.1926 Genua | ||
Domenico Monleone |
| UA 06.03.1933 Genua | ||
Domenico Monleone |
| UA 17.09.1940 Bergamo | ||
6. Das zitierte Lied und der Religioso-Ton kehren in nahezu allen veristischen Opern als dramaturgische Eigenschaften wieder. |
Komponist | Oper | Uraufführung | ||
Pierantonio Tasca |
|
UA 15.11.1892 Berlin | ||
Emidio Cellini |
| UA 12.02.1895 Neapel | ||
Arturo Cadore |
| UA 07.02.1902 oder 1903 Mailand | ||
Leopoldo Mugnone |
| UA 14.03.1905 Neapel | ||
Lamberto Pavanelli | Vanna | UA 23.11.1910 Mailand | ||
Ezio Camussi |
| UA 27.03.1920 Mailand | ||
Giovanni Bucceri | Marken | UA 14.03.1920 Triest |
7. Zahlreiche Komponisten orientierten sich an der veristischen Dramaturgie und somit markierte für sie der Verismo nur eine Zwischenphase. |
Komponist | Oper | Uraufführung | ||
Antonio Smareglia |
| UA 28.03.1895 Triest | ||
Alberto Franchetti |
| UA 11.03.1902 Mailand |
Eine zweite Generation von Komponisten hat sich zwar im Frühwerk am Verismo orientiert, um später aber dann doch unterschiedliche Entwicklungen in andere Richtungen zu nehmen. |
Komponist | Oper | Uraufführung | ||
Franco Alfano |
| UA 30.11.1904 Turin | ||
Italo Montemezzi |
| UA 28.01.1905 Turin | ||
Riccardo Zandonai | Conchita | UA 14.10.1911 Mailand |
Das veristische Umfeld |
Komponist | Oper | Uraufführung | ||
Pierantonio Tasca | Bianca | UA 11.02.1885 Florenz | ||
Domenico Glidoni |
| UA 1890 Mailand | ||
Stefano Gentili |
| UA 1893 | ||
Giuseppe Ferri |
| UA 21.04.1894 Cremona | ||
Emidio Cellini |
| UA 12.02.1895 | ||
Pierantonio Tasca | Pergolesi | UA 31.07.1898 Berlin | ||
Enrico Mineo |
| UA 29.09.1898 | ||
Ubaldo Pacchiarotti |
| UA 16.12.1899 Buenos Aires | ||
Marco Falchieri |
| UA1902 | ||
Ubaldo Pacchiarotti |
| UA 03.12.1905 Mailand | ||
Frederic D'Erlanger | Tess | UA 10.04.1906 Neapel | ||
Alberto Franchetti |
| UA 29.03.1906 Mailand | ||
Ubaldo Pacchiarotti |
| UA 27.02.1908 Genua | ||
Romano Romani | Zulma | UA 30.11.1909 Livorno | ||
Ubaldo Pacchiarotti |
| UA 15.03.1913 Turin |
Das Ausland und die veristische Oper |
In Deutschland wurde die Aufnahme des Verismo zunächst durch einen Kompositionswettbewerb des Herzogs Ernst II. von Sachsen-Coburg von 1893 begünstigt. Von den 124 eingesandten Partituren wurden von der Jury 2 prämiert. Die anschließend genannten Werke stellen mehr oder weniger Plagiate des Prototyps dar. |
1893 Wettbewerb in Deutschland | |||||
Platz | Komponist | Oper | Uraufführung; Notizen | ||
1. | Josef Forster | Die Rose von Pontevedra | UA 1893 Gotha | ||
2. | Paul Umlauft | Evanthia | UA 30.07.1893 Gotha | ||
. | Alexander von Fielitz |
| UA 21.10.1891 Lübeck | ||
. | Erik Meyer-Helmund | Der Liebeskampf | UA 1892 Dresden | ||
. | Karl von Kaskel | Hochzeitsmorgen | UA 23.03.1893 Hamburg | ||
. | Franz Curti | Erlöst | UA 03.11.1893 Mannheim | ||
. | Leo Blech | Aglaja | UA 04.10.1893 Aachen | ||
. | Ferdinand Hummel | Mara | UA 11.03.1884 Salzburg oder 1893 Berlin | ||
. | Gottfried Grunewald | Astrella | UA 1894 Magdeburg | ||
. | Johannes Döbber | Die Rose von Genzano | UA 11.02.1895 Gotha | ||
. | Bruno Heydrich | Amen | UA 1895 Köln | ||
. | Max Josef Beer | Der Streik der Schmiede | UA 18.02.1897 Augsburg |
Nur zwei Komponisten fanden eigenständige Lösungen für eine der veristischen Ästhetik verpflichteten Dramaturgie. |
Komponist | Oper | Uraufführung |
Eugen d'Albert | Tiefland | UA 15.11.1903 Prag |
Max von Schilling | Mona Lisa | UA 26.09.1915 Stuttgart |
Gabor Steiner organisierte 1896 anläßlich der großen Ausstellung "Venedig in Wien" in der österreichischen Hauptstadt in Zusammenarbeit mit der Mailänder Zeitschrift "Il Teatro" einen internationalen Wettbewerb für einaktige Opern mit italienischem Libretto. Es waren 193 Partituren eingereicht worden, von denen allerdings keiner der erste Preis zugesprochen werden konnte. |
1896 Wettbewerb in Österreich | |||||
Platz | Komponist | Oper | Uraufführung; Notizen | ||
1. | - | - | - | ||
2. | Arturo Vanbianchi |
| UA 02.05.1899 Genua | ||
3. | Giovanni Giannetti | Der Geigenmacher von Cremona | - | ||
3. | Giacomo Orefice |
|
UA 20.03.1898 Madrid | ||
3. | Federico Collini |
| - | ||
. | Giulio Tanara |
| UA 28.05.1892 Turin; Preisträger | ||
Die prämierten Werke sollten zunächst im Rahmen der Ausstellung in Wien aufgeführt werden, doch dazu ist es nicht gekommen. Vier weitere Opern wurden zur Aufführung angenommen. Eine Realisierung des Projektes in Wien war indes nicht möglich, und deshalb kündigte Steiner die Uraufführung der Preisträgerwerke für den September 1896 in Mailand an. Die geschlossene Präsentation des Wettbewerbsergebnisses lässt sich allerdings auch in Mailand nicht nachweisen. Somit mussten die einzelnen Komponisten nach individuellen Aufführungsmöglichkeiten suchen. Der Verismus
wuchs sich als eine Art »Super-Realismus«, zu einer eigenen stark
verbreiteten Kunstrichtung um die Wende zum zwanzigsten Jahrhundert aus. Besonders
in der Geschichte der Oper hat er seinen festen Platz erobert. Seine Blüte
fällt in die gleiche Zeit, in der auch der »musikalische Impressionismus«
auf den Plan tritt und seine seltsam weltentrückten Werke einem besonders
sensiblen Publikum präsentiert. Dies gehört zu den Merkmalen einer von
Paradoxen geschüttelten Epoche, einem sich anbahnenden »fin du siècle«,
das in einem überaus zerrissenes Jahrhundert mündet. |
Die Rennaissance des Verismo |
Die Wirkungsgeschichte des Verismo in Italien läßt sich im 20. Jahrhundert gleichsam als Parallele zu den Tendenzen des Realismo in der Literatur und zumal im Film (in den 30er Jahren) weiterverfolgen über Giancarlo Menotti bis hin zu einer jungen Komponistengeneration, die sich im Zeichen eines Neo-Realismo wieder dem Verismo anschliesst ("postmoderner Verismo") . |
Komponist | Oper | Uraufführung | ||
Giancarlo Menotti |
| UA 01.03.1950 Philadelphia | ||
Marco Tutino |
| UA 04.09.1990 Livorno | ||
In diesem Kontext erklärt sich, warum das Verlagshaus Sonzogno seit mehreren Jahren den Versuch unternimmt, an die Distributions- und Rezeptionsmechanismen des ausgehenden 19.Jahrhunderts anzuknüpfen. Seit 1987 werden regelmäßig Kongresse zum Verismo abgehalten; es erscheinen wisenschaftliche Publikationen; der Verlag fördert junge Komponisten und vergibt Aufträge. |
Unserer Ansicht nach [ES & DF] könnte eine Wiederaufnahme des Repertoires des "musikalischen Verismo" in der heutigen Zeit eingeleitet werden, um die Opernaufführungen der Moderne zu bereichern und auch einige zu unrecht "vergessene Opern" wieder zu entdecken. Beispiele
hierzu: |
Zuletzt überarbeitet am: 11.11.2015 |
©
ES&DF |